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Barrierefreiheit

Autor: root 25.01.2011

Was ist Barrierefreiheit?

Nach unserem Verständnis sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche dann barrierefrei, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Manchem wird diese Formulierung vertraut vorkommen: sie stammt aus dem § 4 des Bundesgesetzes zur Gleichstellung behinderter Menschen.

Wie sieht es in Bremen mit der Barrierefreiheit aus?

 

ÖPNV in Bremen

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) innerhalb der Stadt wird gewährleistet durch Omnibusse und Straßenbahnen der Bremer Straßenbahn AG sowie die Citybahn. Es bedurfte einiger Anstrengung und politischen Drucks von Seiten der Bremer Behindertenverbände, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen: 100 Prozent der Busse und etwa zwei Drittel der Straßenbahnen in Bremen sind für RollstuhlfahrerInnen ohne Hilfe zugänglich und nutzbar und verfügen über optische und akustische Informationssysteme, die auch blinden und gehörlosen Menschen eine weitgehend selbstständige Benutzung erlauben.
Die Citybahn verbindet das Stadtzentrum mit Bremen-Nord. Dort werden Doppelstockzüge eingesetzt, in deren Steuerwagen sich ein Abteil befindet, das für RollstuhlfahrerInnen stufenlos zugänglich ist. Inzwischen sind auch die meisten Bahnhöfe auf dieser Strecke so hergerichtet, dass RollstuhlfahrerInnen die Bahnsteige ohne fremde Hilfe erreichen können.
Doch auch hier bleibt noch viel zu tun: die Busse des Regionalverkehrs sind nicht barrierefrei nutzbar, die Innengestaltung der Doppelstocktriebwagen ist alles andere als optimal, und auch bereits erreichte Standards wie der Hublift oder ausreichend große Stell- und Bewegungsflächen in Bussen und Bahnen werden immer wieder in Frage gestellt. 

Wohnungen und öffentlich zugängliche Einrichtungen

Nicht halb so erfreulich wie beim ÖPNV fällt die Bilanz im Bereich des barrierefreien Bauens aus: Wohnungen für Menschen im Rollstuhl sind nach wie vor sehr rar in Bremen, und daran haben halbherzige Wohnungsbauprogramme Anfang der Neunziger Jahre und mitunter aufwendige individuelle Wohnungsanpassungen nichts entscheidend ändern können. Nach langen Diskussionen mit der Bauverwaltung ist es uns und der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter Menschen Bremen gelungen, Veränderungen in der Landesbauordnung (LBO) zu Gunsten von mehr Wohnungen für RollstuhlfahrerInnen bei Neubauvorhaben durchzusetzen; doch es ist nicht zu erwarten, dass sich dadurch auch kurzfristig die Situation merklich verbessert. Die Wohnungen werden aber jetzt schon gebraucht!

Eine weitere Schwierigkeit: die Einhaltung der LBO – eigentlich eine Selbstverständlichkeit – wird von der Baubehörde im Rahmen der sog. „Entbürokratisierung“ nur sehr sporadisch überprüft. So kommt es immer wieder vor, dass eigentlich als barrierefrei ausgewiesener Wohnraum es letztendlich doch nicht ist, weil Bauträger/BauherrInnen es dann doch nicht so genau mit den Vorgaben der LBO nehmen. Hier gibt es also noch vieles zu tun!

Lust auf Kino, Disco, Theater, Konzert, Museum oder dergleichen? Für Menschen im Rollstuhl gibt es da nur ein sehr eingeschränktes und gleichzeitig unübersichtliches Angebot. Selten genug sind die Gebäude für RollstuhlfahrerInnen überhaupt zugänglich, und dann in den meisten Fällen nur durch Hinter- oder Nebeneingänge; ein nutzbares WC ist schon fast Luxus. Doch es tut sich etwas: bei Neubauten und größeren Umbauten wird das Thema Barrierefreiheit von BauherrInnen und PlanerInnen immer ernster genommen – wenn auch häufig die Sachkompetenz fehlt. Hier können wir durch Beratung häufig weiterhelfen. Doch ob und wie barrierefrei gebaut wird, bleibt gerade bei Umbauten eine Sache des Zufalls – auch hier machen wir uns für bessere Regelungen stark!

Das Forum Barrierefreies Bremen

Im Forum Barrierefreies Bremen arbeiten RollstuhlfahrerInnen, gehbehinderte, blinde und hörbehinderte Menschen sowie andere Fachleute zusammen, um Bremen barrierefreier zu gestalten – und das seit über 20 Jahren. Vieles von dem, was hier in dieser Sache erreicht worden ist, geht auf Aktionen und Beratungen des Forums zurück. Die Landesarbeitgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter Menschen  Bremen und SelbstBestimmt Leben unterstützen die Gruppe organisatorisch; das „Sekretariat“ für das Forum hat zur Zeit SelbstBestimmt Leben übernommen.
Das Forum berät öffentliche und private BauherrInnen, ArchitektInnen und Baufachleute, Verkehrs- und StadtplanerInnen sowie Politik und Verwaltung. VertreterInnen des Forums arbeiten in Gremien mit, die sich für mehr Barrierefreiheit in Bremen einsetzen. Wenn dennoch neue Barrieren geplant oder gebaut werden oder die Interessen von gehbehinderten, blinden, sehbehinderten, gehörlosen Menschen oder Menschen im Rollstuhl ignoriert werden, dann weist das Forum durch öffentlichkeitswirksame Aktionen darauf hin.
Das Forum ist eine offene Gruppe, in der jeder behinderte Mensch, der auf eine barrierefreie Umwelt angewiesen ist und diese für sich und andere durchsetzen will, mitarbeiten kann.

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